Hans See
Ungekürzte Rede zur Vernissage
der Galerie Katrin Pillon in Kleinostheim

mit Katrin Pillon, Stephan Starischka und Lutz Dorn
am 30.11.2012

 

 

Ein bemerkenswertes Kulturereignis

 

Dies ist heute eine Kunst-Präsentation jenseits des üblichen Kulturbetriebs. Von dem lässt sich nur sagen, dass er in den vergangenen zwei Jahrzehnten schon zu einer dem Tourismus angegliederten weltweit operierenden, das heißt transnationalen Industrie angewachsen ist.

 

 

Diesem Entwicklungsgang kann der sog. Normalbürger, also der im guten Querschnitt soziologischer Forschungsergebnisse liegende Bildungs- und Besitzbürger, dessen Interesse an Kunst vorausgesetzt werden darf, nicht folgen. Er vermag ihr auch - schon aus finanziellen und zeitlichen Gründen - nicht mehr zu folgen. Ganz zu schweigen von jenen, die einmal mit aufklärerischen Versprechen wie „Kultur für alle“ (Hilmar Hofmann) oder „Jeder Mensch ist Künstler“ (Beuys) erreicht werden sollten.

 

 

Damals gingen auch namhafte Dichter, Maler, Musiker, also solche, die es schon zu großem Ansehen gebracht hatten, ungeniert auf öffentliche Plätze, in Sack- und U-Bahnhöfe, sogar auf Bauernhöfe, und präsentierten ihre Künste den Menschen, die der kommerzielle Kunstbetrieb, der Markt, längst aus dem Rennen geworfen hatte.

 

 

Es sollten die Schranken, damals kämpferisch und ehrlich als Klassenschranken bezeichnet, niedergerissen werden. Es ging um die Überwindung der Schwellenängste, der unsichtbar gemachten Schranken und Mauern, die zwischen denen, die die für wenig Lohn und Gehalt Drecks- und Schwerstarbeit verrichten, und denen, die wirtschaftlich, sozial, politisch und vor allem ideologisch längst das reale Leben hinter sich gelassen hatten, die fast unüberwindbar Hindernisse geworden waren, sichtbar zu machen und damit einen Beitrag zu leisten, sie zu überwinden.

 

 

Diese mit der Studentenrevolte beginnende Zeit der Reformbereitschaft auf praktische Fortschritte ausgerichtete Bildungseuphorie, die übrigens in dieselbe Zeit fiel, als viele Menschen aus der Stadt aufs Land flohen (damals war sogar von „Stadtflucht“ die Rede, ein Gefühl von Zurück zur Natur erfasste breite Bevölkerungskreise und eröffnete das Ökozeitalter), diese Bildungseuphorie war zwar schnell wieder vorüber. Aber die großartige Idee, die von einem starken Reformwillen begleitet war, hat doch – und das deutet sich auch hier und heute an - nachhaltige Spuren hinterlassen.

 

 

Es entstanden fernab von den großen Städten Kulturscheunen, Kunstgärten, Museen, Sommerakademien, Künstlerkolonien, die schon im frühen 19. und 20. Jahrhundert aufkamen, aber immer nur bewundernswerte Ausnahmen blieben. Nun kamen viele neue hinzu und blieben teilweise bis heute bestehen. Ich behaupte sogar, dass es künftig noch mehr werden.

 

 

Über viele Jahre wurde in - eher heruntergekommenen - Stadtteilen und auf dem kulturell vernachlässigten Land neben der traditionellen Dorfkultur, die ja sehr einfach, nur wenig veränderlich und deshalb beinahe unsterblich ist, auch anspruchsvolle, aber doch eher modische kulturelle Ereignisse organisiert, die den Ansprüchen vieler aufs Land gezogener Bildungs- und Besitzbürger vollauf gerecht wurden.

 

Dennoch ist heutzutage ein Oberbürgermeister böser Kritik, miesem Hohn und herabwürdigendem Spott ausgesetzt, wenn er - an diese Zeit erinnernd - Künstlern seiner Stadt nahe legt, sich wieder einmal aus ihren Elfenbeintürmen heraus zu wagen, ihre Kunst auf öffentliche Plätze und in U-Bahnstationen zu tragen. Dies so geschehen im Jahr 2012 mit Peter Feldmann in Frankfurt am Main. Was wir hier und heute erleben, erinnert mich sehr an diese von einem glühenden Aufklärungsgeist erfasste Zeit der späten 60er und der 70er Jahre.

 

 

Damals taten sich viele Gruppen von Künstlern spontan zusammen, um eine Auswahl ihrer Werke in öffentlichen und halb öffentlichen Räumen, in einem Garten oder auch in einem Hof wie hier, vorzustellen. Und dies ohne auch nur eine Spur von höfischer Arroganz und höfischer Kunst zu zeigen. Auf diesem Hof wird eine ganz andere Art höfischer Kunst präsentiert.

 

 

Es mag manche überraschen, aber es besteht hier die Möglichkeit, von der alten höfischen Kunst, die zur Epoche des  Feudalismus gehört, einen Eindruck mitzunehmen. Es sind allerdings Bilder von Katrin Pillon. In der Zeit, als Sie noch professionell als Restauratorin vor allem höfischer Kunst arbeitete, malte sie einige eigene Werke in diesem unserer Zeit entrückten Stil. Aber Sie beweisen allenfalls, dass moderne Maler nicht auch anders malen könnten. Daher sind Kunstbetrachter, die vor modernen Bildern stehen und sagen, das könnte ich auch, im Irrtum. Denn gute Künstler haben sich technisch und mental erst einmal an Stilarten und Maltechniken abgearbeitet, bevor sie die Stufenleiter der Moderne, und bevor sie ihren eigenen Stil in dieser Moderne, erreichen konnten.

 

 

Nun zu den Bildern von Katrin Pillon
Auch eine Malerin, die nahezu stilecht wie Michelangelo, wie Rembrandt oder Botticelli zu malen vermag, will und kann nicht in diesem Stil (es sei den als Kunstfälscherin) in unsere Zeit einbrechen und quasi Schulen gründen, die sich an die Schulen der Meister der Renaissance, des Barock, des Rokoko oder den Maltraditionen des 19. Jahrhunderts anzuhängen versuchen.

 

 

Jede Zeit entwickelt in einem schwer zu entschlüsselnden Prozess ihren eigenen – man möchte sagen hegemonialen – Stil. Wir sprechen vom Epochenstil, in dem sich immer auch die Herrschafts- bzw. Machverhältnisse widerspiegeln. Und jeder Künstler, soweit er sich seiner Epoche verbunden fühlt und von Kunstkritik und Kunstwissenschaft ernst genommen werden will, also den Ehrgeiz hat, seine Kunst einer kritischen Öffentlichkeit auszusetzen, sich zum Beispiel auch auf dem Kunstmarkt zu behaupten, weiß, zumindest wusste er es noch bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, was er dem Zeitgeist schuldete.

 

 

Zum Glück gab und gibt es immer wieder Künstler, die sich zu einem eigenen Stil mit relevanten Alleinstellungsmerkmalen, die sogar stilbildend sein oder werden können, hocharbeiten und durchsetzen. Das Durchsetzen steht noch aus. Aber wenn ich durch Museen gehe, frage ich mich bei manchen Bildern, warum hängen die hier, warum nicht Katrin Pillon. Sie ist wirklich originell, authentisch, hat einen zeitgemäßen, aber doch auch über die Gegenwart hinausweisenden Stil. Selbst der Laie kann die Probe aufs Exempel machen und sich fragen, ob er Kunstwerke kennt, die ihn an diese Bilder erinnern. Ich muss sagen, ich habe noch keine Vor-Bilder für diesen Stil, und auch nicht für diese merkwürdigen Inhalte gefunden.

 

 

Was mich an diesen Gemälden besonders fasziniert, dass in den meisten das immer sehr problematische Form-Inhalt-Verhältnis jeglicher Kunst, hier in der Malerei, vergleichsweise optimal, manchmal geradezu genial gelöst ist. Monochrome Bilder, auch in Blau, gibt es natürlich. Nicht einmal wenige. Man könnte nun viel Zeit darauf verwenden, über das besondere Blau in den meisten der Bilder von Katrin Pillon zu sprechen. Dann käme man schnell zu Yves Klein und die in seinen mir allzu blauen Bildern verborgene Farbphilosophie.

 

 

Verwunderlich wäre es, wenn es nach dieser dezidierten Farbentscheidung des berühmt gewordenen Yves Klein keine Nachahmer gäbe, die sich, mehr oder weniger, auch Yves Kleins Kunst verpflichtet fühlen. Katrin Pillon gehört aber nicht dazu. Ich sehe in ihrem Werk eine völlig eigenständige, keiner bekannten Schule verpflichteten, und im übrigens im Vergleich zu vielen namhaften Malern und Malerinnen, äußerst perfektionistisch anmutenden Kunst. 

 

 

Die meisten ihrer Bilder erzielen dies faszinierende Wirkung durch ihre intensive monochrome Farbgebung im Spektrum des sehr zurückgenommenen Blau. Die figurativen Elemente, die es ohne weiteres erlauben, sie mit einem Begriff, den Hundertwasser für seine Kunst verwendete, zu bezeichnen. Er nannte seine Figuren, wegen ihrer Nähe zur Pflanzenwelt, "vegetativ".

 

 

Auch bei Katrin Pillon gibt es die vegetative, an Organismen erinnernden Inhalte, die nur durch Analogien zu pflanzlichem Wachstum oder biologischen Formen zu erschließen sind. Eine Medizinerin, die eines dieser Bilder sah, fühlte sich spontan an den Augenhintergrund, an eine Netzhaut, erinnert. Andere fühlen sich in eine fantastische Unterwasserwelt mit einer futuristischen Vegetation, möglicherweise mit unterschwelligen Ängsten an das uns noch bevorstehende, noch in seinen Anfängen steckende gentechnischen Zeitalter erinnert.

 

Eines sollte man bedenken: Man liest aus guten Kunstwerken nur selten etwas heraus, denn sie laden unmerklich dazu ein, etwas in sie hineinzulesen. Daher können wir ja auch an dem, was wir herauszulesen glauben, viel über uns selbst erfahren. Es spiegelt unsere eigenen Projektionen.

 

 

Auf der anderen Seite finden sich - und auch hier kann man noch einmal auf Hundertwasser zu sprechen kommen, so wenig die Werke der beiden formal und inhaltlich miteinender zu tun haben - eine Welt aus architekturalen Chiffren, Häusern, Kraftwerken, Türmen. Doch wenn wir hier schon Hundertwasser zum Vergleich heranziehen, sollten wir nicht die strenge Geometrie der Bilder Katrin Pillons, sondern die des Holzmodellierers Starischka unter die Lupe nehmen.

 

 

Stephan Starischka nennt sich selber Holzmetz.

 

Eine lustige Wortschöpfung, die an den Beruf des Steinmetz’ erinnert. Doch seine von ihm selbst entwickelte Kunst der Holzplastik ist damit keineswegs in ihrem vollen Umfang erfasst und lasst deshalb vieles, was weit über den Holzmetz hinausragt, aus dem Blickfeld geraten.

 

Wie der Begriff Steinmetz allenfalls die handwerkliche Seite der Bildhauerei bezeichnet, so der Begriff Holzmetz die durchaus nicht gering zu schätzende Handwerkskunst, die der Bildschnitzer beherrschen muss, der Plastiken aus Holz anfertigt. Aber auch der Bildschnitzer, ob er in Oberammergau die Touristen glücklich machen will oder – wie der große Meister Tilman Riemenschneider - die letzten tiefen menschlicher Ausdrucksformen wie Liebe, Glück, Frömmigkeit und Leid verewigen will. Der Holzgestaltungskünstler Starischka fällt durch alle Raster.

 

Natürlich haben viele bildende Künstler Äste und Baumstämme als Material benutzt, für bestimmte Kunstwerke auf bestimmte Zwecke hin zugeschnitten, zum Beispiel, um an diesen Gebilden etwas aufzuhängen oder etwas dranzunageln, Oder ich erinnere an Jake Dinos Chapmanns Great Deeds Against the Dead (1994 Mixed Media), wo nackte Schaufensterpuppen und Teile davon an einer Baumgabel hängen.

 

 

Um ihren Ideen Gestalt zu geben, benutzen viele fantasiereiche Künstler Baumholz, oder auch Wurzelwerk mit seinen anregenden Formen. Aber hier haben wir es mit einer wirklich innovativen Grundidee zu tun, die nicht irgendwann einmal einen Ast oder ein Stück eines Baumstammes verwendet, sondern dieses Holz, wie der Maler die Leinwand, als plastischen Fläche entdeckt, die er nicht nur bildhauerisch bearbeitet, sondern dann auch noch – oft mit subtiler Ironie in den Bildchen - bemalt.

 

 

Die Farbgestaltung, so selbständig und vielseitig sie auch ist, erinnert nun schon etwas mehr als Katrin Pillons Bilder an den - eben deshalb schon erwähnten - Friedensreich Hundertwasser. Hier werden die Farbtöne nicht zurückgenommen, wie in Katrin Pillons Bildern das bei Yves Klein grell aufleuchtende Blau – sondern drängen sich – wie bei Hundertwasser – aus guten Gründen nahezu plakativ nach vorn. Nur diese starken Töne (wir kennen sie aus Beethovens Musik, können das verwendete Alltagsmaterial in die Welt der bildenden Künste befördern. Wir kennen das auch von den Farbkompositionen der Niki de Saint Phalle, die ihren wundersamen Figuren eine unübersehbare Leuchtkraft und nur über diese Farbspiele mögliche Heiterkeit verschafft.

 

 

In Hundertwassers Bildern und plastischen Elementen der von ihm entwickelten ökologischen Architektur finden wir sehr ähnlich auf uns einwirkende Farbkompositionen wie in Starischkas  Holzbildplastiken, die sich – soweit ich das sehen kann – beide keiner, auch keiner falschen, Farbenlehre unterwirft. Das brachte bekanntlich Goethe fertig mit seiner psychologischen, nicht physikalischen, ja antiphysikalischen Farbenlehre, die großartige Folgen für die Kunstbetrachtung hatte und noch immer hat, aber auch den Weg geebnet hat in das frei fantasierende, improvisierende, eher an Freejazz als an Bach erinnernde Farbenspiel.

 

 

Stephan Starischka lässt sich wie - zumindest vordergründig - auch Katrin Pillon, der Postmoderne zuordnen. Doch er führt alle Versuche, in seiner auch an der Comic-Literatur und Kunst orientierten Weltsicht ad absurdum, die Versuchen sollten, ihn einer bestimmten Kunstrichtung zuordnen zu wollen. Er selber zählt eine derart große Menge an Einflüssen auf sein Werk auf, dass man es freiwillig aufgibt, ihn in eine Schublade stecken zu wollen. Ich zähle einfach einmal einige davon auf:

 

 

Action Painting / Eat Art / Expressionismus / Facettismus / Impressionismus / Informelle Kunst / Konstruktivismus / Konzeptkunst / Land Art / Naive Kunst / Objektkunst / Surrealismus / Strukturalismus. Diese wunderbare Selbstironie darf freilich nicht dazu verführen, die Originalität dieses biologisch- vegetarischen Naturalismus in der plastischen Holzkunst zu übersehen und zu unterschätzen. Da ist etwas wirklich Neues, etwas für eine Zeit, in der die Natur von Kapitalverwertungsinteressen bedroht ist, Bewundernswertes entstanden, eine Art futuristischer Totemismus. Ich hoffe, es wird richtig verstanden, was ich damit sagen will. Jedenfalls darf man gespannt sein, wann aus dieser Kunst eine Mode oder, was zu wünschen  wäre, eine Neue Kunstrichtung wird.Dass aber bedeutet nicht, dass nur neue Kunstrichtungen uns noch zu interessieren oder etwas Wichtiges zu sagen hätten. Damit komme ich - last not least - nun zu den Gesichtern von Lutz Dorn, einem sehr engen Freund von Stephan Starischka.

 

 

Lutz Dorn ist ein postmoderner Expressionist.

 

Er sagt selbst, er male im Stil des Expressionismus. Das würde ich unterschreiben. Aber was heißt das? Vom Impressionismus, der diesem Epochenstil begrifflich vorausging (ich blende hier den Jugendstil kurzerhand aus, der sich dazwischen schob und der möglicherweise eher – über Hundertwasser vermittelt - mit Stephans Starischkas Baumplastiken korrespondiert), sagt man, dass er die Grenze der objektiven Realität erreicht hatte.

 

Die Expressionisten versuchten dagegen die irreale, die subjektive, die phantastische Welt des Unterbewussten, der Träume und des Alogischen hinter den Phänomenen zu ergründen und darzustellen. Irgendwer hat einmal darauf aufmerksam gemacht, aber man kann darauf auch selber kommen: Es wurden die Grenzen des Wachseins überschritten, die Expressionisten suchten – was mit dem Hervortreten der Tiefenpsychologie Freuds zusammenhängt - nach den verdrängten Gedanken, den unterbewussten Vorgängen, die menschliches Verhalten determinieren, also den Tiefenschichten der Gefühle auf den Grund zu gehen.

 

Diese auf die Leinwand zu übertragen, war zweifellos ungleich schwieriger als das Abbilden der äußeren Natur. Es war Paul Klee, der mit seiner berühmt gewordenen Kunstdefinition versuchte, die Absicht der expressionistischen Kunst in eine allgemeine Norm zu gießen. Er formulierte: „Die Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“. Der expressionistische Malstil zeichnet sich deshalb nicht zufällig, sondern durch eine gewollt von Gefühlen, von Empfindungen dominierte starke Farbigkeit sowie einen zur Abstraktion tendierenden Hang aus, der bis zum Plakativen und perspektivisch Verzerrten reichen kann, um Unsichtbares sichtbar zu machen.

 

Es ist sicher bekannt, dass es im engeren Sinne nie eine Bewegung der Expressionisten gab. Der Name wurde zunächst von den „Berliner Secessionisten“ auf Maler der „Brücke“ angewandt. Nach dem Ersten Weltkrieg verlor der Stil seine der Zeit ihren Ausdruck verleihende Kraft.

 

Was jedoch jedem, der darauf achtet, auffällt. Immer wieder wecken die wesentlichen, eben die expressiven Ausdrucksmittel dieses Stils großes Interesse, ein untrügliches Zeichen dafür, dass die in ihm glühenden Energien noch nicht abgeklungen, noch nicht erloschen sind. Wahrscheinlich, wie die humanistischen Tendenzen, die aller wertvollen Kunst innewohnen, auch niemals erlöschen werden, weil die menschlichen Möglichkeiten des Denken und Handelns sich nicht erschöpfen werden, jedenfalls nicht, bevor wir uns als Gattungswesen selbst ausgelöscht haben oder von der uns umgebenden Natur verschlungen werden.

 

Bis dahin wollen wir uns der schönen Künste (zu denen bekanntlich auch die Darstellungen der apokalyptischen Endzeit gehört), erfreuen und ihren Schöpfern, solange sie den Prozess der Humanisierung unserer Welt vorantreiben, dankbar sein.

 

 

Fazit
Ich hoffe, dass es aufgefallen ist, was in diesem Vortrag unausgesprochen bleiben musste und erst am Ende gesagt werden darf: Ich habe versucht, diese drei doch sehr unterschiedliche Künstler unter einem, nämlich meinem eigenen, hier nicht explizierten Theorieansatz zu interpretieren versucht. Mein Kunstbegriff ist ein historisch-dialektischer, der den prozesshaften, zwischen Macht, Herrschaft und individuelle Freiheit, zwischen Markt, Natur und Utopie seinen Freiraum suchenden Menschen in den Mittelpunkt stellt, der sich mit den Mitteln der Kunst die Wirklichkeit anzueignen, zumindest zu erklären versucht. Dieser Kunstbegriff erlaubt es, alle Kunstformen und Inhalte – auch die widersprüchlichsten - zueinander in Beziehung zu setzen und durch wechselseitige Erhellung zum Gegenstand einer zeitgemäßen Aufklärungsarbeit zu machen. Ich danke für die Aufmerksamkeit.

 

 

 

Hinweis:
Ein für meine Kunstinterpretationen grundlegender kunsttheoretischer Aufsatz ist 1973 in einem Katalog zu Bildern der Malerin Luisa Biland unter dem Titel: Du sollst Dir ein Bild mache- Zur Theorie und Praxis künstlerischer Aneignung der Wirklichkeit“ veröffentlicht worden. Der Katalog ist noch erhältlich. Der Aufsatz ist aber auch abrufbar über meine Website www.see-hans.de.